Nachbehandlung mit der Handschiene

Ist eine Handschiene nützlich bei Dupuytren?

Handschienen werden oft nach einer Operation oder PNF (= Nadelfasziotomie) oder Kollagenasebehandlung der Dupuytren-Kontraktur eingesetzt. Es gibt statische und dynamische Schienen. Statische Schienen sind starr und üben keinen Druck oder Zug auf Gelenk oder Finger aus. Sie sollen nur verhindern, dass der Finger nachts in gekrümmter Haltung bleibt und sich so eventuell eine erneute Krümmung verfestigt. Dynamische Schienen sind Schienen, die Kraft ausüben und damit die Finger und Hand beeinflussen sollen. Wir zeigen Beispiele für beide Schienenarten.

Die Frage, ob das Tragen einer Handschiene nützlich ist oder nicht, hängt wahrscheinlich von der Situation ab. Kurzfristig werden statische Handschienen manchmal anfangs auch tagsüber getragen, über einen längeren Zeitraum wird dagegen oft eine statische Nachtschiene empfohlen. Die Form der Nachtschiene variiert sehr, oft wird sie individuell angepasst, es gibt aber auch vorgefertigte Nachtschienen. Unten zeigen wir einige Beispiele.

Der Nutzen einer längerfristigen Schienung wird derzeit noch kontrovers diskutiert controversy_on_splinting , weil der eindeutige Beweis für einen Nutzen leider immer noch aussteht. Es gibt bisher nur wenige und nur beschränkt aussagefähige Studien. Die meisten untersuchen die Schienung nach einer Operation und kommen dort zu einem negativem Ergebnis, d.h. das langfristige Tragen einer Schiene bietet keinen Nutzen. Bei minimalen Operationen, die nur Teile des Strangs entfernen (z.B. segmentale Aponeurektomie), ist der Nutzen einer langfristigen Nachtschienung noch nicht untersucht worden. Auch zur Wirksamkeit nach einer Nadelfasziotomie gibt es noch keine aussagekräftige Studien, aber eine Reihe von positiven Berichten von Patienten und Ärzten. Patienten berichten zum Beispiel, dass sie durch regelmäßiges Tragen einer Nachtschiene eine erneute Krümmung verhindern konnten. Wahrscheinlich muss man bei der Beurteilung der Nützlichkeit des langfristigen Tragens einer Schiene unterscheiden, ob vorher eine klassische Handoperation erfolgt ist, bei der das erkrankte Gewebe vollständig entfernt wurde, oder ob nur minimal-invasiv der Strang durchtrennt wurde, der das Strecken des Fingers verhindert.

Generell will man durch längerfristiges Tragen einer Schiene die Wirkung der Behandlung verbessern, also z. B. die Finger besser strecken können, und ein Wiederkehren der Krankheit (Rezidiv) hinauszögern. Völlig vermeiden lässt sich ein Wiederkehren der Krankheit meistens nicht, weil diese in den Erbanlagen liegt und es bis jetzt noch keine vollständige Heilung gibt. Was man erreichen will ist, die Symptome zu verbessern und den Krankheitsverlauf zu verlangsamen.

Gelegentlich wird eine Nachtschiene auch ohne vorhergehende Behandlung, also präventiv, getragen um eine Kontraktur gar nicht erst entstehen zu lassen.

Langzeitwirkung einer statischen Nachtschiene

Die Langzeitwirkung einer Schienung wurde bisher noch wenig untersucht. Hinweise auf den Nutzen eines längeren Tragens einer Schiene sind durchwegs Berichte von Einzelfällen. Diese können für sich genommen durchaus beeindruckend sein, aber beschreiben eben einen Einzelfall, der nichts aussagt darüber, ob bei einem anderen Patienten ein vergleichbares Ergebnis erreicht worden wäre. Folgendes Beispiel zeigt ein ungewöhnlich gutes Ergebnis der statischen Nachtschiene nach einer minimal-invasiven Nadelfasziotomie (PNF). Es wurde uns von PD Albrecht Meinel zur Verfügung gestellt. Bei diesem Beispiel verbessert sich durch das regelmäßige Tragen der Nachtschiene auf beeindruckende Weise sogar noch das ursprüngliche Ergebnis der PNF. Bitte erwarten Sie nicht, dass die Schienung immer so gut wirkt!

Ausgangssituation vor der PNF:

Hand vor der Nadelfasziotomir. Kleiner und Ringfinger sind befallen. Stadium 3.

Unmittelbar nach der PNF:

Zustand der hand unmittelbar nach der Nadelfasziotomie. Der Ringfinger konnte deutlich, der kleine Finger etwas geöffnet werden.

Nach 2,5 Monaten Nachtschienung:

Ergebnis nach 2,5 Monaten und regelmäßigem Tragen eine Nachtschiene. Beide Finger sind deutlich besser als unmittelbar nach der PNF.

Nach 2,5 Jahren Nachtschienung:

Nach 2,5 Jahren sind die Finger immer noch gerade. Der Patient trug während der gesamten Zeit eine Nachtschiene.

Wann und wie lange soll man eine statische Nachtschiene tragen?

Es gibt keine wissenschaftlich belegte feste Regel, wie lange man eine Nachtschiene tragen soll. Nach eine Nadelfasziotomie oder Kollagenase-Behandlung, bei der der Strang nicht entfernt wird, kann das regelmäßige Tragen einer Nachtschiene möglicherweise ein Rezidiv hinauszögern. Im konkreten Einzelfall ist es jedoch schwer vorauszusagen, wie sich die Krankheit entwickelt und wie wirksam eine Nachtschiene sein wird. Da das Tragen einer Schiene wohl keine Schäden verursacht, ist es zumindest einen Versuch wert, auf diese Weise das Ergebnis der der Behandlung nachhaltiger zu machen oder sogar zu verbessern.

Aus den bisher bekannten Untersuchungen und Patientenberichten ergibt sich in etwa folgendes Bild:

  • Es gibt Hinweise darauf, dass das Tragen einer Nachtschiene vorbeugend wirken kann, also ohne vorherige Behandlung eine Krümmung verhindern kann. Die Wirkung hält aber nur so lange an, wie die Nachtschiene regelmäßig getragen wird. link

  • Langfristiges Tragen einer Nachtschiene als Ergänzung zur Handtherapie nach einer Erstoperation (partielle Fasziektomie, keine Rezidiv-OP) ist wahrscheinlich i.a. nicht nötig, in Sonderfällen wird der Arzt das anordnen.

  • Eine Nachtschiene kann wahrscheinlich helfen

    • nach Operation eines Rezidivs oder einer Kapselbeugung

    • nach minimal-invasiven Behandlungen, bei denen der Strang nicht entfernt wird (PNF und Kollagenase-Injektion), insbesondere, wenn der Patient zu einem frühen Rezidiv neigt.

  • Es scheint keine Zeitspanne zu geben, nach der die Nachtschiene sicher abgesetzt werden kann und der Zustand dann stabil bleibt. Wenn man aufhört die Nachtschiene regelmäßig zu tragen, kann die Krümmung in vielen Fällen innerhalb von einigen Monaten wiederkommen. Vermutlich müsste man nach einer PNF oder Kollagenase-Injektion die Schiene auf Dauer tragen, wenn man ein Rezidiv möglichst lange hinauszögern oder ganz vermeiden möchte.

Welche Schienen gibt es?

Statische Nachtschienen

Hier zwei Beispiele von statischen Schienen, es gibt aber fast unendliche viele Varianten dieser Schienen, weil sie oft individuell gefertigt werden. Wir meinen, dass es von ausschlaggebender Bedeutung ist, dass eine Nachtschiene einfachst an- und abzulegen ist und komfortabel während der Nacht zu tragen ist. Sonst wird man früher oder später aufhören sie tragen.

Unten eine einfache Hülse um das Mittelgelenk des kleinen Fingers nachts zu schienen. Die Hülse aus Thermoplastik ist an den Finger angepasst und wird nachts einfach aufgesteckt,.

Aufsteckschiene aus Thermoplastik für den kleinen Finger.

Unten eine vorgefertigte Schiene (Fixxglove ®), die als Handschuh ausgeführt und waschbar ist, was bei längerem Tragen nützlich ist. Die drei äußeren Finger werden zwangsweise und leicht gespreizt geschient, auch diejenigen, die nicht befallen sind. Die Schienung erfolgt durch die weiße Metallplatte, die am Handschuh befestigt ist (hier auf der Seite der Handfläche, es gibt aber auch Modelle, bei denen die Einlage an der Außenseite der Hand ist). Falls noch eine Restkrümmung eines Fingers besteht, sollte diese Metalleinlage passend gebogen werden.

FixxGlove plus von unten gesehen. Bequeme Nachtschiene für Dupuytren.   FixxGlove Plus seitlich gesehen.

Komfortable Nachtschiene (von der Handfläche und seitlich gesehen) für die drei am häufigsten von der Dupuytren’schen Kontraktur befallenen Finger.Diese Bilder wurde uns von PD A. Meinel, Dupuytren Ambulanz, zur Verfügung gestellt.

Dynamische Tagschienen

Eine Schiene (Bunnell-Schiene), die auch tagsüber zeitweise getragen wird und über einen Rückstellkraft verfügt, also dynamisch ist. Das Bild wurde uns von Dr. Jeffrey Wint vom Handcenter of Western Massachusetts zur Verfügung gestellt.

Spezialschiene, die zum Teil auch tagsüber getragen wird.

Ein Berliner Patient stellt uns diese Bilder von einer von ihm selbst entwickelten dynamischen Schiene zur Verfügung. Die Schiene wird vom Patienten nur tagsüber und nur einige Stunden getragen, typischerweise pro Tag 2×3 Stunden, inzwischen – zwei Jahre nach seiner PNF mit Hautabdeckung – weniger lange, aber immer noch regelmäßig. Die Schiene streckt den Finger, erlaubt aber auch eine Krümmung des Fingers bei der Benutzung der Hand. Funktionsweise:

Modell einer dynamischen Handschiene, die tagsüber für einige Stunden getragen wird.

Angelegte Schiene mit Halterung:

Die dynamische Handschiene ist als Handschuh ausgegeführt. Sie wird tagsüber jeweils für mehrere Stunden getragen.

Die Wirkung der Schiene ist in diesem Fall erstaunlich gut, ist aber nicht notwendig auf andere Patienten genauso übertragbar.

Vor der PNF (Tubiana-Stadium 3-4):

Hand vor der PNF, Stadium 3

Nach der PNF (mit Hauttransplantation, Stadium 1-2):

Nach der PNF, Stadium 1-2

Nach acht Monaten dynamischer Schienung (Stadium 0):

Nach 8 Monaten dynamischer Schienung, Stadium 0. Die Schiene wurde täglich jeweils für einige Stunden getragen.

Literatur zur Schienung von Morbus Dupuytren

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  • Meinel A (2012) The role of static night splinting after contracture release for Dupuytren’s disease: a preliminary recommendation based on clinical cases. In: Eaton CH et al (eds) Dupuytren’s disease and related hyperproliferative disorders. Springer, Heidelberg/New York, pp 333–339 abstract
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Aktualisiert am 03.03.2022