Behandlung: In Erforschung

Stoßwellen, Cryo, Diät und weitere Therapien im experimentellen oder Forschungsstadium

Anti-TNF als potentielles Therapiemittel

Der Zelltyp der sog. Myofibroblasten ist beteiligt am Aufbau der Stränge, die bei der Dupuytren-Kontraktur die Streckung des befallenen Fingers verhindern. Möglicherweise tragen diese Zellen auch aktiv zur Kontraktur bei. Um Anzahl und Aktivität dieser Zellen zu beeinflussen, könnte vielleicht der Tumor-Necrosis-Faktor TNF, ein Zellprotein (cytokine), für eine Therapie genutzt werden (LS Verjee et al. „Unraveling the signaling pathways promoting fibrosis in Dupuytren’s disease reveals TNF as a therapeutic target“ Proc Natl Acad Sci USA 110 (2013) E928-37 abstract). Erste Ergebnisse einer klinischen Dosis-Studie (Phase 2a), an der 28 Patienten beteiligt waren und bei der einigen dieser Patienten ein TNF-Inibitor (Adalimumab) in den Strang gespritzt wurde, zeigten, dass sich ein bestimmter Bioindikator wie erwartet ändert (J Nanchahal et al. 2018 full textphase2a_trial und phase2b_trial). Es wurde festgestellt, dass durch Einspritzen eines Anti-TNF-Medikaments (adalimumab) in den Knoten der Knoten weicher wird. Bis zu eine Zulassung als Medikament sind weitere Studien nötig, die an einer größeren Zahl an Patienten die Auswirkung auf die Dupuytren-Kontraktur, ihre mögliche Verbesserung oder Verlangsamung, die Nachhaltigkeit der Behandlung, sowie etwaige Nebenwirkungen untersuchen.

Erleichterung von Schmerzen durch Injektion von Botox

Nicht häufig, aber doch gelegentlich können Dupuytrenknoten und -stränge sehr schmerzhaft werden. Davis und Chang berichten von einer Patientin, die aufgrund von Dupuytren-Kontrakturen starke Schmerzen in beiden Händen hatte. Nach einer Serie von 3 Injektionen mit Botulinum Toxin A (Botox) verschwanden die Schmerzen. Beobachtungszeit: 4 Monate. Langfristige Nebenwirkungen wurden nicht untersucht. Link_zur_Veröffentlichung

Stoßwellen

Stoßwellen, die auch eingesetzt werden um z. B. Nierensteine zu zertrümmern, werden mit niedrigerer Energie (ca. 1/10) gelegentlich und wohl mit gutem Erfolg auch für die Behandlung von IPP verwendet. Es gibt Hinweise, dass diese Therapie in einzelnen Fällen bei Morbus Ledderhose geholfen hat. Es fehlen aber aber Nachweise mit höheren Fallzahlen für die Wirksamkeit dieser Methode. Zum Teil wird die Anwendung von Stoßwellen bei Morbus Dupuytren oder Morbus Ledderhose eher kritisch beurteilt (siehe z. B. J. Haist „Die extrakorporale Stosswellentherapie in der Behandlung des M. Dupuytren sowie des M. Ledderhose“ Abstract, 46. Jahrestagung der Norddeutschen Orthopädenvereinigung e.V., Bremen, 12.-14. 6. 1997. Zitat: „As conclusion of our results we can not advice the shock wave therapy in the therapy in the Dupuytren’s or Ledderhose’s contracture“ – Unsere Übersetzung: „Zusammenfassend können wir die Stoßwellentherapie für die Dupuytrensche Kontraktur und Ledderhose nicht empfehlen“).

2011/12 lief in Hannover an der Med. Hochschule in der Abteilung für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie eine Studie über die Wirksamkeit von hochenergetischen fokussierten Stoßwellen auf tastbare Strängen und Knoten bei Morbus Dupuytren. Erste Ergebnisse wurden 2012 auf der Tagung der DGH in Lübeck vorgestellt und zeigen bei einigen Patienten schmerzreduzierende Wirkung. Manche Patienten berichten aber auch, dass die Behandlung wirkungslos war. Im Gegensatz zur üblichen (radialen) Stoßwellenbehandlung verwendet die fokussierte Stoßwellentherapie höhere Energien und erzielt durch die Fokussierung eine deutlich höhere Energiedichte. 2022 wurden die Ergebnisse der DupuyShock-Studie in einem englischen Journal publiziert full_text . Es fehlt leider weiterhin eine aussagekräftige Studie mit höheren Fallzahlen, Erkenntnissen, wann die Stoßwellenbehandlung nützlich ist und wann nicht, sowie Verständnis etwaiger Nebenwirkungen und Daten zur Nachhaltigkeit der Behandlung.

Neuere Literatur: Karsten Knobloch, Jörn Redeker, Peter M. Vogt „Stoßwellentherapie in der plastischen Chirurgie“ Plastische Chirurgie 2 (2009) S. 9-16, dort insbesondere S. 11-13 Volltext.

Cryotherapie (bisher nur für Ledderhose-Krankheit)

Bei der Cryotherapie der Ledderhose-Krankheit werden der Knoten und das umliegende Gewebe schnell tiefgefroren. Bei günstigem Verlauf sterben so Nervenenden ab, die Schmerzen werden geringer und die Knoten kleiner. Wir veröffentlichen hier (mit Einverständnis des Patienten) Details einer Behandlung in den USA Behandlungsdetails (in Englisch). In diesem Fall reduzierte die Cryotherapie die Größe der beiden Knoten um je ca. 50 %. Größere Studien mit verlässlichen Angaben über Nebenwirkungen und Langzeituntersuchungen sind uns nicht bekannt. Deshalb stufen wir diese Methode derzeit als experimentell ein.

Einen Überblick über Behandlungsmethoden der Ledderhose-Krankheit, mit Schwerpunkt auf Cryotherapie, gibt TL Spilken „Cryotherapy and Other Therapeutical Options for Plantar Fibromatosis“ in Ch. Eaton et al. (Eds.) „Dupuytren’s Disease and Related Hyperproliferative Disorders“ (Springer 2012) ebook.

Wichtig scheint ein Hinweis eines Patienten zu sein, der seine Ledderhose-Knoten schon mehrfach mit Cryotherapie behandeln ließ. Er meint, dass es die Sonde auf keinen Fall unterhalb der Haut zu weiteren Knoten geschoben werden soll, sondern jeder Knoten direkt sondiert werden soll. Dabei entstehen zwar u. U. mehrere Wunden, jedoch sind diese viel kleiner und heilen deutlich schneller.

In Europa ist die Cryotherapie für Ledderhose so gut wie nicht vorhanden. Uns ist bisher nur eine einzige (englische) Klinik bekannt, die diese Behandlung anbietet Barn_clinic.

Eine Patientin berichtet von einer „kleinen“ Cryotherapie. Dabei wird der flüssige Stickstoff nicht über eine Sonde zum Knoten geleitet, sondern aufgesprüht. Dies soll bei kleinen Knoten, die direkt unter der Haut liegen, wirken. Für größere, tief reichende Knoten ist wohl die Sonde nötig.

Bei einer Behandlung der Dupuytren-Krankheit mit Cryotherapie hätten wir Zweifel wegen der Auswirkung des Abtötens von Nerven in der Hand. Für die Behandlung des Morbus Ledderhose könnte die Cryotherapie jedoch eine Chance zu bieten.

Lasertherapie

Die Lasertherapie wird gelegentlich zur Behandlung der Ledderhose-Krankheit eingesetzt (für Anwendung bei Dupuytrenscher Kontraktur haben wir bisher keine Hinweise gefunden). Es bestehen Zweifel bezüglich der Wirksamkeit, aber wir wissen von Patienten, die mit dieser Therapie zufrieden und deren Knoten geschrumpft sind. Die Wirksamkeit der Therapie könnte von der Art des Lasers abhängen und von der Größe der Knoten, wobei sie im Anfangsstadium wahrscheinlich am besten ist. Bis zur Veröffentlichung aussagekräftiger Statistiken über die Wirksamkeit betrachten wir die Lasertherapie für Ledderhose als experimentell.

Antiestrogen (Tamoxifen)

Die Forschung scheint bei dieser Therapie auf Laborversuche beschränkt zu sein und die Verwendung des Krebsmittels Tamoxifen als Therapie für die Dupuytrensche Krankheit kann deshalb nicht als erprobte Therapie bezeichnet werden. Vielleicht kann man zukünftig mit Tamoxifen die Krankheit aufhalten oder sogar rückgängig machen („Tamoxifen, by neutralizing or downregulating TGF_2, may prove to be a method to manipulate and control Dupuytren’s contracture in the clinical setting. Eventually, through further clinical investigation, it may be possible to halt or even reverse this progressive and debilitating disease.“). Zitiert nach M. A. Kuhn, X. Wang,  W. G. Payne, F. Ko, and M. C. Robson, Tamoxifen Decreases Fibroblast Function and Downregulates TGF_2 in Dupuytren’s Affected Palmar Fascia, Journal of Surgical Research 103 (2002) p 146–152. — Inzwischen wurde die Bedeutung von TGF_2 für die Dupuytrensche Krankheit allerdings in Frage gestellt: R. Tse, J. Howard, Y. Wu, and B. S. Gan „Enhanced Dupuytren’s disease fibroblast populated collagen lattice contraction is independent of endogenous active TGF-β2“ BMC Musculoskelet Disord. 5 (2004) p 41-48 full_text-Englisch.

5-Fluorouracil

Laborexperimente zeigen für 5-Fluorouracil eine dosisabhängige, selektive und spezifische Abnahme der Kollagenproduktion der Fibroblasten. „The clinical implication is that 5-fluorouracil could possibly reduce extracellular matrix production and therefore reduce recurrence of Dupuytren’s disease of the hand.“ NW Bulstrode et al. „5-Fluorouracil Selectively Inhibits Collagen Synthesis“ Plastic & Reconstructive Surgery 116 (2005) p 209-221 abstract  – Allerdings ließ sich bei einer kleinen Studie mit Kontrollgruppe in der Praxis kein signifikanter Vorteil von Auftragen von 5-Fluorouracil auf die Haut nachweisen: NW Bulstrode at al. A prospective randomised clinical trial of the intra-operative use of 5-fluorouracil on the outcome of dupuytren’s disease“ J Hand Surg [Br] 29 (2004) p 18-21 abstract. – Siehe auch Sandra Kraljevic Pavelic et al. „Screening of potential prodrugs on cells derived from Dupuytren’s disease patients“ Biomedicine & Pharmacotherapy.

Druckmassage

Drei Patienten haben unabhängig voneinander berichtet, dass intensive Massage ihrer Stränge und Knoten über mehrere Monate hinweg das Ledderhosegewebe weicher gemacht und zum Schrumpfen gebracht hat. In einem Fall wurde diese Beobachtung durch einen Chirurgen bestätigt. Wir wissen aber nicht, ob dieses Ergebnis auf alle Patienten übertragbar ist. Die Druckmassage ist weit weg von einer etablierten Therapie, aber erwähnenswert, weil sie einfach durchzuführen ist, keine Nebenwirkungen hat und in günstigen Fällen möglicherweise Erfolgsaussichten bietet. Wichtig scheint zu sein, dass die Massage intensiv (1/2 – 2 Std/Tag), täglich und über Monate hinweg durchgeführt wird. – Bei der Massage sollte ein Dehnen der Knoten i.a. vermieden werden, weil dies vermutlich zur Ausbildung von Strängen führt. Dazu noch zwei englischsprachige Berichte WS Christie et al. „Cross-frictional therapy and stretching for the treatment of palmar adhesions due to Dupuytren’s contracture: A prospective case study“ Manual Therapy 17 (2012) 479-482, Larocerie-Salgado J and Davidson J „Nonoperative treatment of PIPJ flexion contractures associated with Dupuytren’s disease“ J Hand Surg Eur 37 (2012):722-7 abstract, und ein Beitrag aus den englischen Forum von Stephen Jeffrey forum.

Diät, Änderung der Ernährung

Diät in unterschiedlicher Form wurde vorgeschlagen um das Wachstum von Tumoren zu verringern oder aufzuhalten. Ob solche Diäten für die Dupuytren- oder Ledderhose-Krankheit wirksam sind, ist aber völlig unklar. Die bekanntesten Krebsdiäten sind vermutlich jene, die auf der Warburg Hypothese beruhen. Otto Heinrich Warburg, Nobel-Preisträger für Medizin im Jahr 1931, beobachtete, dass Krebszellen ihre Energie vor allem aus Glukose beziehen und nicht durch Absorption von Sauerstoff aus dem Blut, wie das normale Zellen tun. Er war der Meinung, dass diese Änderung des Stoffwechsels normale Zellen zu Krebszellen entarten lässt. Inzwischen konnte seine Hypothese wohl bestätigt werden (Warburg bestätigt).

Andere Diätvorschläge zielen auf niedrige Aufnahme von Kohlenhydraten (z. B. Wolfgang Lutz „Leben ohne Brot“). Eine Phase 1 Studie in Würzburg, die die Wirkung einer kohlehydratarmen Diät bei Krebspatienten untersuchen soll, wurde aus Budgetgründen nicht weiter geführt. Auch hier ist die Wirkung auf die Dupuytren- bzw. Ledderhose-Krankheit unklar (diese Diät scheint eher bei Zuckerkrankheit und Morbus Chron zu helfen).

Ein weiteres Diätkonzept erhöht den Anteil von Antioxidantien. Zum Beispiel berichtet ein Patient in unserem englischen Forum, dass seine Knoten sich jedes Mal deutlich zurückbildeten, wenn er während der Erntezeit sehr große Mengen Tomaten aß. Ähnlich wirkt wohl auch die Einnahme von NAC, das die Wachstumsgeschwindigkeit von Dupuytrenknoten möglicherweise reduziert und Stränge weicher macht (auch hier ist fehlt ein eindeutiger Beweis NAC_Versuch). – Einige Patienten berichten vom Schrumpfen ihrer Knoten nach längerer veganer Diät, natürlich auch ohne Alkohol und Kaffee, aber auch das kann Zufall sein.

Die hier vorgestellten Diäten sind sehr unterschiedlich, und ihre Ergebnisse sind nur durch persönliche Erfahrungen belegt, nicht statistisch untermauert. Es gibt keine wissenschaftlichen Belege für die Wirksamkeit von Diäten bei der Dupuytren-Krankheit. Auch bei Krebs gibt es viele Empfehlungen, aber die Belege für die Wirksamkeit sind sehr dünn (z. B. „Die Angst isst mit“, SZ vom 23.1.2014 link). Wir betrachten Diäten zur Behandlung der Dupuytren-Krankheit deshalb als experimentell und weisen darauf hin, dass Diäten auch Mangelerscheinungen und andere Nebenwirkungen zur Folge haben können. Andererseits haben auch die meisten anderen Therapieansätze bei Morbus Dupuytren oder Ledderhose Nebenwirkungen. Über Kommentare und Erfahrungen zur Wirkung von Diäten auf MD / ML würden wir uns freuen; bitte schreiben Sie uns oder posten Sie in unserem Forum.

Aktualisiert am 06.08.2024