Behandlung: Chirurgie Nebenwirkungen

Mögliche Nebenwirkungen einer Handoperation (Fußoperation)

Nebenwirkungen können bei Operationen und Narkose generell autreten. Wir beschreiben hier nur Nebenwirkungen, die speziell mit der Operation des Morbus Dupuytren oder Morbus Ledderhose zu tun haben. Unsere Übersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Welche Nebenwirkungen tatsächlich auftreten, ist im Einzelfall sehr unterschiedlich. Oft treten nur geringfügige Nebenwirkungen auf und die Patienten sind mit der Operation rundherum zufrieden. Es gibt aber auch ungünstige Fälle, bei denen die operierte Hand nach der Operation in einem schlechteren Zustand als vorher ist. Sicher ist, dass die Operation der Hand diffizil ist, weil hier wichtige Nerven, Muskeln und Sehnen sehr eng bei einander liegen. Eine gute Handoperation ist eine Kunst und es bedarf i. a. eines erfahrenen Chirurgen um eine Hand vollständig von Dupuytrenzellen zu säubern, ohne andere Teile zu beschädigen, sodass die Hand wieder voll funktionsfähig heilen kann. Sie sollten Ihren Chirurgen sorgfältig aussuchen. Bei der Beschreibung möglicher Nebenwirkungen möchten wir gleichzeitig betonen, dass die Operation i. a. insgesamt erfolgreich und für viele Patienten hilfreich ist.

Ganz ohne Nebenwirkungen ist eine OP allerdings kaum, denn Nebenwirkungen sind bei Dupuytren-Operationen nicht so selten: Eine Untersuchung von McFarlane im Jahr 1983 von 990 Operationen stellt in 19 % der Fälle Komplikationen nach der Operation fest („an overall complication rate of 19% and loss of flexion and algo-neuro-dystrophy occurring alone or together in 10% of patients“, zitiert nach der Doktorarbeit von Moermans). Eine Übersicht über Nebenwirkungen der Dupuytren-OP gibt Keith Denkler „Surgical Complications Associated With Fasciectomy for Dupuytren’s Disease: A 20-Year Review of the English Literature“ Full_text.

Von folgenden möglichen Nebenwirkungen haben wir gehört (und sie zum Teil selbst erlebt):

  • erwarten Sie nicht, dass die Operation eine Kleinigkeit ist, die schnell verheilt, und alles ist wieder gut. Wahrscheinlich muss Ihre Hand zu einem nicht unbeträchtlichen Teil geöffnet werden. Das hat größere Wunden zur Folge, die anschließend schmerzen und mehrere Wochen brauchen, bis sie verheilt sind. Eine optimale Nachbehandlung ist wichtig, der Patient muss dabei nach Anleitung selbst mithelfen (Abschnitt über Nachbehandlung weiter unten).
  • erwarten Sie nicht, dass Ihre Hand schon kurz nach der Operation wieder voll einsatzfähig ist. Gehen Sie von 2 – 6 Monaten aus bis Sie mit der operierten Hand zum Beispiel wieder schwer tragen oder Tennis spielen können.
  • auch wenn bei der Operation alles glatt geht, ist es möglich, dass Sie nachher zwar zum Beispiel wieder Dinge tragen, Tennis spielen oder einen PC bedienen können, jedoch die Feinmotorik nicht mehr ganz so gut funktioniert und Sie zum Beispiel leichte Schwierigkeiten haben Musikinstrumente zu spielen, mit der Hand zu schreiben oder etwas einzufädeln. Gelegentlich werden bei der Operation auch Nerven verletzt oder getrennt, sodass einer oder mehrere Finger längere Zeit oder dauernd gefühllos werden.
  • es kann passieren, dass eine gewisse Steifheit oder Schwellung in der Hand auf längere Zeit bleibt, sodass Sie die Finger zwar wieder strecken können, es aber schmerzhaft oder sogar unmöglich ist eine Faust zu machen. In schwereren Fällen kann die Hand stark anschwellen.
  • wahrscheinlich tritt die Dupuytren-Krankheit auch nach einer gelungenen Operation erneut auf (man spricht dann von einem Rezidiv) und Sie müssen möglicherweise ein weiteres Mal operiert werden. Diese erneuten Operationen sind leider meistens schwieriger, weil das Narbengewebe der vorangegangenen Operation dabei behindert.
  • es gibt Hinweise darauf, dass eine Beschädigung der Hand bzw. die darauf folgende Heilung Dupuytren auslösen kann. Nun ist eine Handoperation notwendigerweise auch eine Beschädigung der Hand, und uns ist ein Fall bekannt, bei dem der Patient an einem einzigen Finger operiert wurde und unmittelbar darauf, innerhalb von wenigen Monaten, an sechs anderen Stellen – auch an der nicht operierten Hand – Dupuytrensche Wucherungen bekam. Möglicherweise lag an diesen Stellen vorher schon eine latente Form von Dupuytren vor, die durch den Heilungsprozess ausbrach. Auch wenn das kein häufiger Nebeneffekt ist, kann er offensichtlich auftreten und ist dann mehr als deprimierend (z.B. der Bericht eines Patienten ).

 

Die oben beschriebenen Nebenwirkungen sind zum Teil möglicherweise vorhersehbar. In einer Veröffentlichung von A. Wilhelm und D. Englert aus dem Jahr 1989 wird gezeigt, dass eine schon vor der Operation vorhandene Verengung der Hauptvene des Arms (Stenose) den Heilungsvorgang nach der Dupuytren-Operation stark beeinträchtigen und zum Beispiel zu dauerhaft geschwollenen Händen und zum Hand-Finger-Syndrom mit unvollkommenen Faustschluss führen kann. Schon vor der Operation lässt sich klären, ob der Blutabfluss behindert ist und ob eine längere Nachbehandlung zu erwarten ist. Eventuell können dann auch andere Therapien in Betracht gezogen werden. Eine kurze Zusammenfassung des Artikels finden Sie hier.

Nachbehandlung nach einer Handoperation

Eine passende Nachbehandlung im Anschluss an die Operation wird allgemein als wichtig angesehen. Es gibt jedoch keine allgemein verbindliche Vorschrift, wie diese Nachbehandlung aussehen soll. Dazu kommt noch, dass die Nachbehandlung auf den individuellen Patienten und seine speziellen Problem eingehen muss. Generell empfehlen wir sich schon vor der Operation darum zu kümmern, wer die Nachbehandlung durchführen bzw. unterstützen wird, wenn möglich einen mit Dupuytren erfahrenen Therapeuten/in zu wählen und den allgemeinen Plan mit dem Chirurgen abzusprechen. Als Beispiel, ohne jedoch einen verbindlichen Standard setzen zu wollen, geben wir hier die Nachbehandlungsrichtlinie weiter, die uns das Rhönklinikum in Bad Neustadt dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt hat: Nachbehandlung_OP.

Wir weisen aber auch darauf hin, dass es Zweifel am Nutzen einer Nachbehandlung gibt, zumindest dass die Kriterien, wie eine sinnvolle Nachbehandlung aussehen sollte, nicht ganz klar sind: Eine Untersuchung von H. Herweijer et al. „Postoperative hand therapy in Dupuytren’s disease“ (Disabil Rehabil. 2007 Nov 30;29(22):1736-41 abstract) kommt zu dem Ergebnis, dass sich nachbehandelte und nicht nachbehandelte Patientengruppen nicht unterscheiden.

Gelegentlich wird nach eine Operation das Tragen einer Nachtschiene empfohlen. Hinweise zu Nachtschienen finden Sie auf unserer Seite zu Operationstechniken und der Seite Handschiene.

Wahrscheinlichkeit eines Rezidivs und Risikofaktoren

Man muss leider davon ausgehen, dass die Krankheit nach jeder Operation, aber auch nach jeder anderen Behandlung, wieder auftreten kann. Wenn sie an anderen Stellen auftritt, spricht man von einer Ausbreitung (Englisch: extension), wenn sie im behandelten Bereich erneut auftritt, von einem Rezidiv (Englisch: recurrence). Für den Patienten ist es natürlich wichtig, wie nachhaltig die Operation ist, d.h. wann er damit rechnen muss, dass die Krankheit wieder auftritt. Dies hängt nicht nur von der Art der Operation ab, vom behandelten Stadium und Finger, sondern auch von der Veranlagung, dem Alter und der Vorgeschichte des Patienten. Folgende Abb. wurde uns zur Verfügung gestellt von Ilse Degreef und Luc De Smet „Risk factors in Dupuytren’s diathesis: Is recurrence after surgery predictable?“ Acta Orthop Belg. 2011 Feb;77(1):27-32. Sie zeigt verschiedene Risikofaktoren für die Auftreten eines Rezidivs.

Risiko-Faktoren

Je mehr dieser Risikofaktoren bei einem Patienten vorliegen, desto wahrscheinlicher ist das Wiederauftreten der Krankheit. In der Arbeit von Degreef und De Smet variiert die Wahrscheinlichkeit für ein Rezidiv von 36 % (keine Risikofaktoren liegen vor) bis 94 % (alle Risikofaktoren liegen vor).

Histologie und Wahrscheinlichkeit für ein Rediziv des Morbus Dupuytren

Die Analyse des entnommenen Gewebes kann ebenfalls einen Hinweis auf die Wahrscheinlichkeit eines Rezidivs des Dupuytren geben. Man kann drei histologische Stadien unterscheiden (Proliferation = Stadium I, Fibrozellular = Stadium II und Endstadium = Fibrotisches Stadium = Stadium III)

Rombouts J-J, Noël H, Legrain Y, Munting E. „Prediction of recurrence in the treatment of Dupuytren’s disease: Evaluation of a histologic classification.“ JHS 1989;14(4):644-52. https://Dupuytrens.org/DupPDFs/1989_Rombouts.pdf

Die Wahrscheinlichkeit für ein Rezidiv nach einer Operation ist am höchsten, wenn im Stadium I operiert wird. Balaguer T et al. „Histological staging and Dupuytren’s disease recurrence or extension after surgical treatment: a retrospective study of 124 patients.“ JHS Eur 2009;34(4):493-6. https://Dupuytrens.org/DupPDFs/2009_Balaguer.pdf und ähnlich auch 1980_Gelberman_425.pdf (dupuytrens.org) .

Hinweis zu Morbus Ledderhose

Die Erkrankung der Hand kann durch eine Operation oft besser behandelt werden als die gleiche Krankheit am Fuß (Morbus Ledderhose). Der Fuß wird beim Menschen stärker belastet als die Hand und die Heilung ist deshalb nach einer Fußoperation schwieriger und beschwerlicher. Strahlentherapie oder auch einige der anderen Therapien sind vielleicht besser geeignet, siehe auch unsere Patientenumfrage. Auf alle Fälle sollten Sie dies mit Ihrem Arzt besprechen und entscheiden.

Aktualisiert am 06.08.2024