Behandlung: Nadelfasziotomie

Nadelfasziotomie (Perkutane Nadelfasziotomie = PNF)

Nadelfasziotomie isi eine minimal-invasive Alternative zur Handoperation (Fasziektomie). Dupuytren-Operationen werden im allgemeinen möglichst gründlich durchgeführt, damit ein erneutes Auftreten der Krankheit möglichst lange hinausgezögert wird. Die Gründlichkeit erfordert aber eine größere Operation, die dann u. U. unerwünschte Nebenwirkungen hat. Deshalb wird teilweise auch mit minimalen chirurgischen Eingriffen gearbeitet, die weniger Nebenwirkungen haben und viel schneller heilen.

Ein Beispiel ist die Perforation der Dupuytren-Stränge mit Nadeln (Nadelfasziotomie), gelegentlich auch Nadel-Fasziotomie, Perkutane Nadelfasziotomie (PNF), Nadel-Chordotomie, Nadel-Aponevrotomie (NA) oder Fibrosenperforation genannt. Die Nadelfasziotomie wurde vor mehr als zwanzig Jahren in Frankreich entwickelt und wird seitdem dort häufig angewandt. Bei dieser Methode werden die Dupuytren-Stränge mit Nadelstichen so weit geschwächt, dass sie manuell gestreckt und zerrissen werden können. Die Methode ist minimal-invasiv, wird ambulant und i. a. mit lediglich schwacher, örtlicher Betäubung durchgeführt. Eine ausführliche Beschreibung dieser Technik ist z.B. Meinel_PNF . Diese Veröffentlichung wendet sich primär an Ärzte. Auch an Patienten richtet sich das Video Prinzip der Nadelfasziotomie des Blogs „Gut leben mit Dupuytren“. Das Video PNF als Erstbehandlung bei M. Dupuytren zeigt die Durchführung einer Nadelfasziotomie.

Minimal-invasiv: Positive Ergebnisse der Nadelfasziotomie (PNF)

Im allgemeinen gelingt es, zumindest im nicht zu weit fortgeschrittenen Stadium, mit der Nadelfasziotomie die Finger wieder gerade und funktionsfähig zu machen. Der Eingriff dauert nur kurz und ist meistens nur wenig schmerzhaft. Die Folgen des Eingriffs sind gering, verheilen meist rasch, und man kann die Hand i. a. schon nach wenigen Tagen wieder benutzen. Da nur die Haut punktiert wird, entstehen äußerlich keine oder fast keine Narben und auch in der Hand wenige. Bei Bedarf ist eine Wiederholung der Behandlung möglich und meist unkompliziert.

Die Krankheit kann wieder kommen (Rezidiv)

Die hier gezeigten guten Ergebnisse sollen nicht verschweigen, dass die Dupuytren’sche Kontraktur im Lauf der Zeit wieder kommen kann (Rezidiv), da die Dupuytren-Stränge bei der Nadelfasziotomie nur aufgetrennt, aber nicht entfernt werden. Die Rezidivperiode ist bei Nadelfasziotomie kürzer als bei der klassischen Operation (partielle Fasziektomie). Eine holländische Studie ergab, dass 5 Jahren nach der Behandlung bei ca. 85% der PNF-Patienten, aber nur bei 21% der operierten Patienten der Finger wieder gekrümmt war; englische Veröffentlichung: Annet van Rijssen et al. „Five-Year Results of a Randomized Clinical Trial on Treatment in Dupuytren’s Disease: Percutaneous Needle Fasciotomy versus Limited Fasciectomy“ Plastic Reconstr Surg 129 (2012): 469–477 abstract. Die Autorin erhielt für diese Untersuchung den Dupuytren-Preis 2013. Die folgenden Bilder wurden uns von PD Dr. Albrecht Meinel zur Verfügung gestellt.

Dupuytrensche Kontraktur mit ausgeprägtem Strang vor der Nadelfasziotomie

Finger mit Dupuytren’scher Kontraktur vor der Nadelfasziotomie

Unmittelbar nach der Nadelfasziotomie, fest gestreckter Finger

Unmittelbar nach der Nadelfasziotomie; der Finger kann wieder fast vollständig gestreckt werden.

Hauteinzüge im Bereich des Dupuytren'schen Knotens bleiben bestehen

Handfläche unmittelbar nach der Nadelfasziotomie mit Hauteinzügen im Bereich

des Dupuytren’schen Knoten. Die Einstichstellen sind schwach sichtbar.

Status 6 Monate nach der Nadelfasziotomie. Die Finger sind wieder gerade.

Die gleiche Hand 6 Monate danach. Der Finger ist jetzt nahezu gerade, der ursprünglich

dicke Strang deutlich flacher. Der Patient hatte 3 Monate lang eine Nachtschiene getragen.

Die Hand 6 Jahre nach der Nadelfasziotomie. Die Finger sind gerade. Der Patient trug zeitweise eine statische Nachtschine.

Diese Hand nach 5 Jahren. Die Finger sind immer noch gerade, hier kein Rezidiv.

Nadelfasziotomie live ansehen

Bei YouTube gibt es einige Filme, die eine Nadelfasziotomie live zeigen. Auf Deutsch, mit Kommentaren des behandelnden Chirurgen Prof. Reichert, Nürnberg:

   Nadelfasziotomie eines bisher nicht behandelten Patienten

   Nadelfasziotomie eines früher operierten Patienten (Rezidiv)

   Nadelfasziotomie eines früher bestrahlten Patienten

Manche Videos sind aus dem englischen Sprachraum, die Kommentare also englisch. Die Filme sind aber auch ohne Englischkenntnisse verständlich, z. B.

   Nadelfasziotomie durch Dr. Kline (komplette Prozedur, 20 min Film, aus etwas entfernter Perspektive).

Zum deutschen Patientenforum .

Nadelfasziotomie im fortgeschrittenen Stadium der Dupuytren’schen Kontraktur

Typischerweise wird die Nadelfasziotomie (PNF) schon im Stadium 1 der Dupuytren’schen Kontraktur eingesetzt, weil das Streckdefizit bereits stört. In bestimmten Fällen, wenn z. B. eine Operation nicht möglich ist, kann sie aber auch im fortgeschrittenen Stadium eine wertvolle Behandlungsmöglichkeit sein. Teilweise können sogar Patienten im Stadium 4 erfolgreich behandelt werden. Eine vollkommene Streckung der befallenen Gelenke ist dabei nicht mehr zu erwarten, jedoch ist eine deutlich Verbesserung des Zustands oft möglich. Das unten gezeigte Beispiel wurde uns von Dr. K. Denkler, Kalifornien, zur Verfügung gestellt. Das Grundgelenk (MCP) konnte voll gestreckt werden, das diffizilere Mittelgelenk (PIP) konnte auf 35° geöffnet werden, für den Patienten insgesamt eine sehr deutliche Verbesserung des Zustands.

Nadelfasziotomie der Dupuytren'schen Kontraktur im Stadium 4. Auch stark gekrümmte Finger können geöffnet werden.

Behandlung der Dupuytren’schen Kontraktur im Stadium 4 mit Nadelfasziotomie. Obere Reihe: Ausgangszustand. 70 Grad Streckdefizit am Grundgelenk und 65 am Mittelgelenk (Summe = 135 Grad = Stadium 4). Untere Reihe: 8 Monate nach der Nadelfasziotomie.

Einen Überblick über den Einsatz der Nadelfasziotomie für fortgeschrittene Fälle gibt die Präsentation von Keith Denkler auf der Jahrestagung 2009 der American Association of Plastic Surgeons (AAPS) Voll_Text_(Englisch), die uns vom Autor zur Verfügung gestellt wurde.

PNF und Fettinjektion

Eine modifizierte PNF-Technik schädigt den Dupuytren-Strang unter örtlicher Betäubung durch viele kleine Stiche, bis er zerrissen werden kann. Anders als bei der PNF wird nicht versucht den Strang mit der Nadel vollständig zu durchtrennen. Statt dessen werden nur kleine Nadelstiche gemacht, die nicht tief eindringen, so Nervenschäden vermeiden und die Verbindung der Haut mit Knoten und Strang lösen und den Strang vorschädigen sollen. Anschließend wird der Strang mechanisch durch Strecken des Fingers zerrissen und Körperfett unter die Haut gespritzt. Eine Besonderheit dieser Technik ist der Einsatz von körpereigenem Fett. Das Körperfett wird vorher an anderer Stelle, typischerweise im Bauchbereich, entnommen und nach der Strangdurchtrennung in die Hand eingespritzt.

Ein Überblick über diese Methode wurde auf der Dupuytren-Konferenz in Miami im Jahr 2010 von Roger Khouri gegeben. Der (englische) Vortrag ist auf YouTube video. Diese Methode könnte möglicherweise durch das Fett zu geringerer Narbenbildung führen, den Finger besser polstern und durch das Lösen der Verbindung mit der Haut vielleicht auch ein Rezidiv hinausschieben. Jedoch liegen keine vergleichenden Langzeitstudien vor. Kurzzeitdaten sind veröffentlicht von Steven ER Hovius et al. „Extensive Percutaneous Aponeurotomy and Lipografting: A New Treatment for Dupuytren Disease“ Plast Reconstr Surg. 2011;128(1 ):221–8 abstract.

Weitere Seiten:

Mögliche Nebenwirkungen der Nadelfasziotomie, Hinweise zur Nachbehandlung

Adressen von Kliniken und Ärzten, die die Nadelfasziotomie anbieten

Literatur und Training zur Nadelfasziotomie

Aktualisiert am 21.09.2022