Die Methode der Fasziotomie ist ja bereits recht alt, lediglich die Ausführung mit Hilfe einer geschliffenen Kanüle ist eine neuere Entwicklung der letzten Jahre.
Die Methode, kontrakte Dupuytren-Stränge lediglich zu durchtrennen, hatte sich früher in Konkurrenz zur operativen Entfernung der Stränge eigentlich nicht so richtig durchsetzen können.
Insofern ist es interessant nun neuere Studien zu erhalten, welche die Methoden der Nadelfasziotomie mit der "konventionellen", operativen Fasziektomie vergleichen.

So eine Studie in der angesehenen Fachzeitschrift Plastic Reconstructive Surgery, welche die operative Fasziektomie mit der Nadelfasziotomie direkt vergleicht und diese Ergebnisse auch im Zusammenhang mit den vorliegenden Kollagenasestudien wertet, ist kürzlich erschienen.

Ich denke, dieses Forum behandelt die Thematik "Dupuytren" auf so hohem Niveau, dass man hier auf diesen Fachartikel hinweisen darf:

Five-Year Results of a Randomized Clinical Trial on Treatment in Dupuytren's Disease: Percutaneous Needle Fasciotomy versus Limited Fasciectomy
van Rijssen, Annet L. M.D.; ter Linden, Hein M.D.; Werker, Paul M. N. M.D., Ph.D.
Plastic & Reconstructive Surgery:
February 2012 - Volume 129 - Issue 2 - p 469–477

Kurz zusammengefasst ist das Ergebnis der Studie:
-Die Rezidivraten 5 Jahre nach operativer Entfernung der Stränge (20,9%) sind wesentlich niedriger als nach Nadelfasziotomie (84,9%).
-Die Rezidivraten nach Kollagenase ist bedeutend höher ist als nach limitierter Fasziektomie und perkutaner Nadelfasziotomie, und das sogar schon nach einem deutlich kürzeren Nachuntersuchungszeitraum.
-Fortgeschrittenes Lebensalter zum Zeitpunkt der Behandlung reduziert die Rezidivraten
-Insgesamt betrachtet, war die Patientenzufriedenheit in beiden Gruppen hoch, aber in derjenigen Gruppe nach operativer Strangentfernung statistisch signifikant höher.
-Nichtsdestoweniger bevorzugten viele Patienten (53%) die Nadelfasziotomie im Falle eines Rezidives.

Die Schlussfolgerung der Autoren ist, dass die perkutane Nadelfasziotomie (PNF) in Fällen einer Dupuytren-Kontraktur bei älteren Patienten bevorzugt werden sollte, sowie bei denjenigen Patienten, welche eine höhere Rezidivrate in Kauf nehmen zu Gunsten einer rascheren Rehabilitation einer geringeren Komplikationsrate und einer minimalen Invasivität der Behandlung.

Die zur Operation (partielle Fasziektomie) veröffentlichten Rezidivraten streuen sehr stark http://www.dupuytren-online.de/dupuytren..._techniken.html. Es gibt offensichtlich Einflüsse, die das Rezidivverhalten stark beeinflussen http://www.dupuytren-online.de/dupuytren...nwirkungen.html :
- betroffener Finger
- Art der OP
- Erfahrung des Arztes?
- Nachbehandlung
- Alter http://www.dupuytren-online.de/nadelfasz...nwirkungen.html

Erst gestern habe ich mit einem Patienten gesprochen, bei dem die Kontraktur nach OP (MCP des kleinen Fingers) nach 3 Jahren wieder behandelt werden musste. Das kann durchaus passieren, aber es gibt auch andere Beispiele. Mein Grundgelenk (MCP) des linken Ringfingers wurde vor 12 Jahren operiert und ist noch immer rezidivfrei, obwohl ich nach dem Abe Score (7) ein Patient bin, der eher schnell Rezidive bekommt.

In Einzelfall ist es immer noch schwer vorhersagbar, wie nachhaltig eine OP oder PNF ist. Im Durchschnitt ist die OP deutlich nachhaltiger. Dafür ist die PNF öfter wiederholbar, heilt sehr viel schneller und ist auch deutlich billiger.

Wolfgang
PS: die vollständige Arbeit von Annet van Rijssen et al. ist über die Autoren erhältlich oder vom Verlag. Im allgemein zugänglichen abstract steht leider nichts über den Vergleich mit der Kollagenase. - Die 3-Jahre-Daten wurden auch in dem Buch Eaton et al. (Eds) "Dupuytren's disease and related hperproliferative disorders" veröffentlicht (Kapitel 35) ebook: http://www.springer.com/medicine/orthope...8-3-642-22696-0.

Zuletzt bearbeitet am 04.04.12 10:20

Die erwähnte Arbeit vergleicht anhand des eigenen Patientenkollektives direkt die Operation mit der Nadelfasziotomie.
Die Stärke der Arbeit liegt in der sehr sorgfältigen, statistischen Auswertung der Langzeitergebnisse (5 Jahre).
Gute Frühergebnisse nach Operation wie auch nach der Nadelfasziotomie sind uns ja alle bekannt.
Aber statistisch, saubere, vergleichende Daten nach mehreren Jahren sind nicht so viele publiziert.
Hier zeigt die Arbeit einen, meines Erachtens zu erwartenden, sehr deutlichen Unterschied hinsichtlich der Rezidivraten.

Diese Daten werden dann mit Daten der bislang bekannten Studien über Kollagenase verglichen.
Diese Art der vergleichenden Analyse hat sicher einige Schwächen, trotzdem bekommt man Anhaltspunkte hinsichtlich der Rezidivraten bei PNF, OP im Vergleich zu Kollagenase.

Es ist nun zu erwarten, dass sich in den nächsten Jahren klarere Indikationen herauskristalllisieren werden, wann welches Verfahren zur Behandlung der Dupuytren'schen Kontraktur zu empfehlen ist.

Jedes Verfahren hat natürlich Vor- und Nachteile, der wesentliche Punkt ist der, dass man diese mit den Patienten besprechen muss. Denn, einfach vor die Wahl gestellt, ob man die Dupuytren'sche Kontraktur mit einer Operation oder mit einer Spritze behandelt haben möchte, wird jeder Patient zunächst eine Spritze präferieren.
Wenn aber alle Aspekte berücksichtigt werden (Kosten, Alter, Rezidivraten, etc.) kann die Entscheidung differenzierter getroffen werden.

Ich stehe auf dem Verteiler.
Lese die neuen Meldungen selten.
Ab und zu aber doch.

Und ein Name taucht dann immer wieder auf.
Wolfgang.

Dem verleihe ich heute, an Ostern, mein Bundesverdienstkreuz.

Sollte ich andere übersehen haben, tut mir das leid.
Die bekommen dann auch eines.


Hand aufs Herz:
Orden und Dank allen,
die uns hier Praktische Lebenshilfe geben!

Herzlichen Glückwunsch zu der wohlverdienten Auszeichnung!
Dass wir auch weiterhin auf so viel Trost und gute Infos hoffen dürfen
wünscht sich
Fiona