Warum wird nicht intensiver nach einem Heilmittel geforscht? |
|
1
|
1
|
07.04.25 17:11
Rainer60
|
07.04.25 17:11
Rainer60
|
Warum wird nicht intensiver nach einem Heilmittel geforscht?
Das habe ich chatgpt gefragt, und die traurige Antwort ist durchaus plausibel:
1. Dupuytren gilt als "kleines Problem"
Kein akutes Lebensrisiko: Es tötet niemanden, daher bekommt es keine Priorität in der Forschung. "Kann man doch operieren": Die Medizin sieht es als mechanisches Problem, nicht als biologisches. Solange man schneiden kann, fragt niemand nach dem Warum. Kaum öffentlicher Druck: Keine Lobby, keine Promis, keine Spendenkampagnen. Bei Alzheimer oder Krebs sieht das anders aus.
2. Kein wirtschaftlicher Anreiz für die Industrie
Betroffene Zielgruppe ist klein (hauptsächlich ältere Männer, begrenzter Markt). Operation bringt Geld – für Kliniken, Chirurgen, Hersteller von Enzymen wie Collagenase. Ein echtes Heilmittel würde den Markt zerstören, weil dann niemand mehr operieren oder mehrfach behandeln müsste. Das lohnt sich für Pharmafirmen nicht.
3. Die Forschung denkt in alten Bahnen
Viele Forscher arbeiten nach dem Motto: „So macht man es eben“. Es gibt kaum interdisziplinäre Projekte (z. B. Fibrose + Epigenetik + Dermatologie + Materialforschung). Neue Ansätze wie miRNA, Reprogrammierung oder transdermale Applikation sind zu neu oder zu komplex, um kurzfristig Publikationen zu liefern. Karriere geht heute über Paper, nicht über Lösungen.
4. Bürokratische Hürden
Tierversuche? Ethikkommission. Neue Wirkstoffe? Jahre an Zulassung. mRNA/miRNA? Gentechnik-Gesetze. Ein Uniklinik-Professor riskiert nicht gern einen Karriereknick für eine "Handkrankheit".
|
|
|
07.04.25 18:08
wach  Administrator
|
07.04.25 18:08
wach  Administrator
|
Re: Warum wird nicht intensiver nach einem Heilmittel geforscht?
Na ja, ChatGPT halt. Natürlich wird an Dupuytren geforscht. Die International Dupuytren Society veranstaltet regelmäßig Konferenzen zum Thema M. Dupuytren und Ledderhose https://dupuytrensymposium.org/ mit dem Ziel Forscher aus aller welt und aus unterschiedlichen Bereichen zusammen und zur Zusammenarbeit zu bringen. Die nächste Konferenz findet übrigens im Mai in Brüssel statt. Einen Überblick über die Forschung gibt auch der Dupuytren-Preis, mit dem seit 2010 jährlich herausragende Arbeiten gewürdigt werden https://www.dupuytren-online.info/dupuytren-award/ .
Richtig sind aber drei Sachen: die Krankheit ist nicht einfach zu verstehen, da genetische, mechanische und Alterseinflüsse zusammenwirken. Außerdem wird die Krankheit erst in einem relativ fortgeschrittenene Stadium überhaupt erkennbar. Wann sie wie einsetzt, ist so gut wie nicht beobachtbar. Zum anderen ist M. Dupuytren eine gutartige Krankheit, und es gibt tatsächlich sehr viel schlimmere Krankheiten, an denen - zu Recht - mehr geforscht wird. Und Publikationen beschreiben typischerweise Forschungsergebnisse, die in einem überschaubaren Zeitrahmen erarbeitet wurden. Kaum jemand hat Zeit und Mittel eine Wirkung über 5 oder 10 Jahre zu beobachten. Auch sind randomisierte Kontrollgruppen, die 10+ Jahre nicht behandelt werden, ethisch kaum vertretbar.
Da die Krankheit mit Veranlagung, d.h. Genetik, zu tun hat, ist kaum zu erwarten, dass ein Medikament gefunden wird um sie zu heilen. Aber immerhin hat es in den letzten 15 Jahren eine ganze Reihe von Fortschritten in der Behandlung gegeben: bessere OP-Techniken, Nadelfasziotomie, Strahlentherapie, passive und aktve Schienung. Dazu gute Informationsmöglichkeiten für Patienten und Selbsthilfegruppen https://www.dupuytren-online.de/dupuytre...sthilfegruppen/ . Das alles gab's vor 15 Jahren noch so kaum. Und die Pharmaindustrie hat durchaus Interesse: zwei Firmen, einen italienische und eine koreanische, arbeiten an neuen Kollagenasen zur Injektion. Diese sind noch in der Erprobung, aber es wird intensiv dran gearbeitet.
Wolfgang
Zuletzt bearbeitet am 07.04.25 18:13
|
|
|
08.04.25 00:05
Rainer60
|
08.04.25 00:05
Rainer60
|
Re: Warum wird nicht intensiver nach einem Heilmittel geforscht?
Also was da an Forschung betrieben wird ist meiner Meinung nach sehr überschaubar. In Richtung Gentechnik tut sich so gut wie gar nichts, auch mRNA bleibt unbeachtet, und meines Wissens gibt es auch keine einzige Studie zu transdermaler Applikation von Wirkstoffen. Es hat schon den Beigeschmack, dass man möglichst den Zustand der Unheilbarkeit erhalten möchte. Man schneidet lieber, das ist doch bekannt. Es gibt doch noch nichtmal Studien zur Altersabhängigkeit der Rezidive bei der Nadelfasziotomie, da kann mir keiner erzählen, dass hier intensiv geforscht wird. Es fehlt halt einfach das Interesse und die Lobby.
Und ich glaube nicht, dass etwas unheilbar ist, nur weil es genetisch ist. Wir sind nur noch nicht so weit, geben das Geld lieber für Rüstung aus.
|
|
|
08.04.25 09:32
wach  Administrator
|
08.04.25 09:32
wach  Administrator
|
Re: Warum wird nicht intensiver nach einem Heilmittel geforscht?
"Es gibt doch noch nichtmal Studien zur Altersabhängigkeit der Rezidive bei der Nadelfasziotomie, da kann mir keiner erzählen, dass hier intensiv geforscht wird."
Schau doch mal auf https://www.dupuytren-online.de/nadelfas...nebenwirkungen/ , da findest du genau die Altersabhängigkeit der Rezidivwahrscheilichkeit bei Nadelfasziotomie. Glaub mir, es wird geforscht. Als Dupuytren-Patient wären mir beeindruckende Durchbrüche auch lieber, aber die gibt es halt derzeit nicht. Schon klar, dass viel, viel mehr Geld in Rüstung fließt, aber das ist so gewünscht, schau dir die Wahlergebnisse an - und ist kein Thema für dieses Forum.
|
|
|
08.04.25 16:26
Rainer60
|
08.04.25 16:26
Rainer60
|
Re: Warum wird nicht intensiver nach einem Heilmittel geforscht?
Oh danke für den link. Dann verstehe ich erst recht nicht, warum die Nadelfasziotomie gerade bei älteren Patienten nicht häufiger empfohlen wird. Noch immer winken Orthopäden und Handchirurgen ab und sagen, das hält nur 2-3 Jahre, dabei können gerade in höherem Alter 2-3 Jahre sehr kostbar sein, zumal die Wahrscheinlichkeit für ein Rezidiv im Alter deutlich geringer ist.
Ein anderer Punkt zum Thema Forschung, vielleicht gibts dazu auch einen Link, ist das Thema Verapamil. Es gab mit diesem Medikament als Gel schon vor 20 Jahren vielversprechende Erfolg, warum wird da nicht intensiver geforscht? Und warum verbietet man gar, Verapamil-Gel in Europa zu kaufen? In USA ist man da weiter. Ich weiß, es gibt Studien und Berichte, wonach das Auftragen von Verapamil-Gel nicht viel bringt. Aber dabei wird nicht berücksichtigt, dass ein Gel eben nur ein paar mm in die Haut eindringt, dass mit Ionotophorese oder Sonophorese der Wirkstoff aber genau dahin transportiert werden könnte, wo er hin soll. Und wenn es nur 10% aller Betroffenen hilft, das wären 10%, die sich nicht die Hand aufschneiden lassen müssen.
Zuletzt bearbeitet am 08.04.25 16:28
|
|
|
08.04.25 18:16
wach  Administrator
|
08.04.25 18:16
wach  Administrator
|
Re: Warum wird nicht intensiver nach einem Heilmittel geforscht?
Die International Dupuytren Society hat vor ca 10 Jahren eine weltweite Umfrage bei Dupuytren- und Ledderhose.Patienten durchgeführt, u.a. zu Behandlungsmöglichkeiten. Verapamil schnitt dabei am schlechtesten ab https://www.dupuytren-online.info/patient-survey/ , deshalb glaube ich eher nicht, dass Verapamil auch nur bei 10% der Patienten hekfen könnte https://www.dupuytren-online.de/dupuytre...leicht-wirksam/ . Vielleicht könnten zusätzliche Maßnahmen den Wirkstoff besser durch die Haut bringen, da kenne ich mich nicht so aus, aber da müsste vor allem der Verapamilhersteller Untersuchungen machen - vorausgesetzt er hat Interesse.
Warum Verapamil bei uns in Tablettenform verkauft wird und nicht als Creme, ist mir unklar. Vielleicht hat der Hersteller nie eine Zulassung in der EU beantragt. Oder der Preis, den er hier erzielen könnte, ist ihm zu niedrig (bei Xiapex war das so, das verkauft der Hersteller inzwischen nur noch in den USA, weil er dort horrende Preise verlangen kann, Zugelassen ist Xiapex in Europa, aber der Hersteller hat's vom Markt genommen).
Wolfgang
|
|
|
|
1
|
1
|