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Vorsicht bei Nadelfasziotomie!
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23.01.17 17:59
Carls 
23.01.17 17:59
Carls 
Vorsicht bei Nadelfasziotomie!

Nein, ich bin kein Gegner dieser Methode!
Aber diese Methode erlebt einen gefährlichen Hype, weil sie auch hier in einigen Threads als einfache Methode angepriesen wird. "Setzen Sie sich, ich muss gar nicht schneiden, die vollkommen durchlöcherte Haut heilt sehr gut und der Finger ist gleich gerade."
Stimmt fast: In den Händen eines erfahrenen Orthopäden oder Chirurgen ist dieses eine sehr elegante (wenn auch nicht lang währende Methode), um einen isolierten Strang zu durchtrennen und einen Finger im Sessel wieder zu streckbar zu machen.
Doch leider springen immer mehr operativ Tätige auf diesen Zug, ohne vorher eine entsprechende Ausbildung gemacht zu haben, geschweige denn genügend anatomische Kenntnisse der Hand zu haben.
Auch bei einer PNF handelt es sich um eine "Körperverletzung mit Einwilligung" - auch wenn sie in einem Sessel stattfindet. Sie kann in ungeübter Hand katastrophale Folgen haben:
In der letzten Zeit habe ich nun den zweiten Patienenten gesehen, dessen tiefe Beugesehne beim (blinden - so ist es ja) Nadeln durchtrennt wurde. Wie das bei guten anatomischen Kenntnissen passieren kann, entzieht sich wiederum meiner Kenntnis. Die PNF wurde jedesmal am Finger im Bereich des Mittelgelenkes durchgeführt und das Ergebnis war eine komplette Durchtrennung der tiefen Beugesehne mit einem erheblichen Wiederherstellungs-Aufwand! Um die Beugesehne zu rekonstruieren, musste die Hand bis fast zum Handgelenk aufgeschnitten werden, um den Zustand zu beheben. Nicht erwähnt sind die lange Nachbehandlungszeit mit Schienen und Physiotherapie.
Eine PNF ist auch eine richtige OP mit Risiken.
Daher sollte man diejenige Person, die sie durchführt, sicherheitshalber fragen, wie oft ein solcher Eingriff durchgeführt wird.

Auf dem ersten Bild im Anhang sieht man, dass der Kleinfinger voll streckbar ist. Die bräunliche Verfärbung im Bereich des Mittelgelenkes ist ein Residuum vielfacher Einstiche (Hämosiderineinlagerungen). Ein Schnitt wäre kaum noch sichtbar. Hierbei ist auch die tiefe Beugesehne durchtrennt worden. Der Strang liegt nach wie vor an Ort und Stelle:

Auf dem zweiten Bild sieht man die Folgen der Durchtrennung: Die Faust kann nicht mehr vollständig geschlossen werden:

Link zu den Bildern: http://www.carls-j.de/Morbus-Dupuytren
Unter Sicht mit Mini-Schnitten wäre das nicht passiert.

10.02.17 16:49
Carls 
10.02.17 16:49
Carls 
Re: Vorsicht bei Nadelfasziotomie!

Hier eine Arbeit über die Rezidivrate der PNF:

Oper Orthop Traumatol. 2016 Feb;28(1):12-9. doi: 10.1007/s00064-015-0417-5. Epub 2015 Aug 25.
[Percutaneous needle aponeurotomy for Dupuytren's disease].
[Article in German]

Spies CK, Müller LP, Skouras E, Bassemir D, Hahn P, Unglaub F

Abstract
OBJECTIVE:
Percutaneous transverse aponeurotomy of the cord by using a hypodermic needle as a scalpel blade in order to improve function of the hand.
INDICATIONS:
Symptomatic flexion contracture with positive table top test caused by a single, palpable cord within the palm (primarily Tubiana stages I and II).
CONTRAINDICATIONS:
Multiple, infiltrating or broad-based cords within the palm; irritated skin conditions; exclusive digital cord localization; recurrence after aponeurectomy; previous surgical intervention at the site of interest, digital nerve lesions; lack of patient compliance.
SURGICAL TECHNIQUE:
Pinpoint surface anesthesia is obtained by injecting each portal area subdermally with 0.1 ml of local anesthetic. These applications start from distally to proximally within the palm while the most distal injection site is located proximal to the distal palm crease. Then the needle tip is introduced perpendicular to the cord. Sawing movements through the cord are performed transversely. While passively extending the contracted finger, the cord is held under tension which guarantees safe cutting. Patients are encouraged to report immediate pain sensation or numbness in order to prevent injuries to neurovascular structures and active finger flexion excludes tendon lesions during the procedure. Introducing the needle tip may be performed at several sites along the cord, if necessary, from distal to proximal at least 5 mm apart with prior pinpoint surface anesthesia. Finally, cautious passive stretching may be done after each release.
POSTOPERATIVE MANAGEMENT:
Bandaging allowing immediate motion; application of a hand-based extension splint-glove during the night for 3-6 months.
RESULTS:
Recurrence rate was 53% in 15 retrospectively examined patients after a mean interval of 40 months postoperatively.

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