Kollagenase in der Rheinischen Post: Qualitäts- oder auch nur sorgfältiger Journalismus geht anders |
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11.09.13 16:40
sheygetz
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sheygetz
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Kollagenase in der Rheinischen Post: Qualitäts- oder auch nur sorgfältiger Journalismus geht anders
In der heutigen Ausgabe der RP, in der Stadtpost, findet sich unter der Überschrift
Nie wieder Krallenfinger (wow, nice, den Ausdruck kannte ich noch nicht) ein Artikel über einen Düsseldorfer Arzt, der Kollagenase-Behandlung anbietet.
Ich möchte nicht gegen irgendwelches Copyright verstossen, deshalb weiter unten nur in Auszügen. Aber es ist wirklich grundübel, was die Journalistin hier anbietet: miserabel recherchiert und voller Fehler. Gerade da es sich hier ja um ein Gesundheitsthema handelt, wäre deutlich mehr Sorgfalt angezeigt gewesen. So ist das schlicht fahrlässig, und die ganze Aufmachung weckt den Anschein, daß hier primär Werbung für den auffällig häufig genannten Arzt gemacht werden sollte. (Der übrigens auch in der Kollagenase-Liste hier vertreten ist.)
Es wird behauptet, daß Dupuytren bisher nur durch OP unter Vollnarkose behandelt werden konnte. Meines Wissen wird, wenn, dann nicht zwingend unter Vollnarkose operiert, zudem stehen ja mit der perkutanen Nadelfasziotomie und Bestrahlungen zwei weitere Behandlungsmethosen zur Verfügung. Der Wunder-Doktor behauptet, der einzige zu sein, der in Deutschland mit Kollagenase behandelt. Eine simple Google-Suche über "dupuytren collagenase" hätte die verantwortungsvolle Journalistin eines besseren belehrt. Da fände sie nämlich als zweiten Link die bereits erwähnte Liste. Aber das ist wohl zu viel verlangt. Zum guten Schluß ist die Headline völlig irreführend, weil wie der Beitrag selber zugibt, die Behandlung ständig aufgefrischt werden muß. Also nix mit "Nie wieder".
Sollte noch jemand im Verbreitungsgebiet wohnen, bitte Leserbrief schreiben!
Hendrik
----------------- Auszug aus RP 11/9/2013 Jeder Handgriff fällt schwer, ständig fällt etwas zu Boden, vieles ist nicht mehr selbstständig zu regeln: ln Deutschland leiden etwa 1,5 Millionen Menschen unter der Diagnose .. Krallenfinger", die zu einer starken Einschränkung im Alltag führen kann. Diesen Menschen hilft der Chirurg und Orthopäde Daniel Stosch. Er wendet in der orthopädischen Gemeinschaftspraxis an der Königsallee eine Methode an, die schnell und einfach funktioniert und eine schmerzhafte Operation überflüssig macht. .,Wer seine Finger und seine Hände aufgrund einer Krankheit im Alltag nicht mehr voll einsetzen kann, ist enorm gehandicapt", sagt Stosch. Vor allem Männer ab dem 40. Lebensjahr seien davon betroffen, aber auch immer mehr Frauen kämen in seine Praxis. Noch bis vor kurzem konnten .. Krallenfinger" nur operativ unter Vollnarkose behandelt werden. Das hat sich geändert. Seit Mai 2011 gibt es erstmals Therapiemethode, bei der mittels lokaler Injektion von mikrobieller Kollagenase die Beugekontraktur der Finger schonend behoben werden kann", erklärt der Handchirurg. Der 43-Jährige ist der einzige Arzt. wie er sagt, der diese Methode in Deutschland anwendet. Die ersten Reaktionen seiner Patienten seien positiv . [...] Nach maximal fünf Tagen ist der Patient wieder voll einsatzfähig. Außerdem habe der Betroffene keine sichtbaren und störenden Narben. [...] Den schnellen Behandlungserfolg von Daniel Stosch verdanken die Patienten einem Enzym namens .. Kollagenase" , das das vorhandene und für die Beschwerden verantwortliche Kollagen zersetzt und ausschließlich und unmittelbar am betroffenen Gewebe seine Wirkung entfaltet. [...] Einziger Nachteil ist der Preis der Behandlung. 1700 Euro kostet eine Spritze pro Finger. Die Wirkung hält maximal ein Jahr, danach müssen Hand, beziehungsweise das betroffene Gewebe neu behandelt werden. --------------------
Zuletzt bearbeitet am 11.09.13 16:40
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13.09.13 17:00
stefan19652
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13.09.13 17:00
stefan19652
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Re: Kollagenase in der Rheinischen Post: Qualitäts- oder auch nur sorgfältiger Journalismus geht anders
Hallo Hendrik,
auch wenn ich es nicht mit inbrunst tu, aber ich kann die jornalisten etwas verstehen. Die meisten bekommen genaue vorgaben für ihren bericht. Nach dem motto, 200 zeichen zu x Euro vergütung. Da kann man nicht soo viel verlangen.
Das xiapex nun 1700 pro spritze kostet find ich gut :-) Erst 1200, dann 1500...bald, bei der geringen preiserhöhung aller dinge im euroraum vermutlich 2500. Evtl. muss man ja die besorgungskosten dazurechnen :-)) Oder die produktionskosten. In USA wurde xiapex vor jahren schon in eine filmserie mit eingebaut. Haben die recht realistisch rüber gebracht. Wobei der arzt einem patienten auf dem golfplatz in den hamptons(haisoseiiti auf long island bei new york) nebenbei 1 tag nach der spritze den finger geradebog.
Mal im ernst: man sollte fairerweise zu den minimalinvasiven behandlungmethoden sagen, dass sie nicht selten nicht lange vorhalten. Die erklärung dazu ist aber einfach, abgesehen davon, dass es eh bei jedem patienten zeitlich anders verläuft. Bei den minimalinvasiven methoden bleibt das gesamte dupuytrengewebe im körper. Sprich, es kann als tumor(gutmütiger) eben ganz einfach weiter wuchern. Wie das nun verläuft, weiß der patient leider erst hinterher. Es gibt derzeit nur eine einzige öffentliche und halbwegs verlässliche methode, das erneute wuchern(teils rezidiv genannt) oder zusammenwachsen der stränge zu verhindern oder verlangsamen. Das ist die bestrahlung nach der minimalinvasiven behandlung. Wird leider so nicht gerade oft als therapie vorgeschlagen. Ist aber auch ein wenig verständlich, weil man das - wenn auch minimale - krebsrisiko bei der bestrahlbehandlung nicht verschweigen sollte.
Schönen freitag noch :-) S.
Ich bin ein Dupuytren Umfragebogen ---!
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14.09.13 10:10
wach Administrator
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14.09.13 10:10
wach Administrator
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Bestrahlung nach Xiapex oder PNF
Fairerweise muss man auch noch dazu sagen, dass die Bestrahlung nach Nadelfasziotomie (PNF) oder Xiapex nicht Standard ist, dass dies auch von Strahlentherapeuten eher skeptisch gesehen wird und dass dazu keine Erfahrungen vorliegen. Die Bestrahlung nach minimalinvasiver Behandlung ist bisher nur eine Idee. Ob sie hilft ein Rezidiv hinaus zu zögern, weiß man (noch) nicht. Etwas mehr Erfahrung gibt es mit der Nachtschiene nach einem minimal-invasiven Eingriff. Das scheint schon zu helfen ein Rezidiv hinaus zu zögern, obwohl es bisher auch nur einzelne persönliche Erfahrungen dazu gibt und keine genauere Untersuchung. Allerdings kommt es möglicherweise ziemlich schnell wieder zum Rezidiv, sobald man mit der Schienung aufhört.
Wolfgang
stefan19652: ... Es gibt derzeit nur eine einzige öffentliche und halbwegs verlässliche methode, das erneute wuchern(teils rezidiv genannt) oder zusammenwachsen der stränge zu verhindern oder verlangsamen. Das ist die bestrahlung nach der minimalinvasiven behandlung. Wird leider so nicht gerade oft als therapie vorgeschlagen. Ist aber auch ein wenig verständlich, weil man das - wenn auch minimale - krebsrisiko bei der bestrahlbehandlung nicht verschweigen sollte.
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